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Theologie auf der Bühne

Schöpfer (zur Welt): Und da ja (...) das menschliche Leben ein Schauspiel ist, soll es ein solches Bühnenstück sein, das heute der Himmel auf deinem Theater zu sehen bekommt. (...) Die Menschen (...) sind meine Akteure, sie sollen auf dem Welttheater (...) in angemessenem Stil spielen.
Calderón de la Barca, El gran teatro del mundo, 1655


Um meinen Schülerinnen und Schülern des Ergänzungsfaches Religionslehre und des Freifaches Religion theologische und ethische Fragen im Rahmen zeitgenössischer Kultur näher zu bringen, habe ich es als didaktisch wichtig erachtet, das Einsiedler Welttheater auf die Unterrichtsagenda zu setzen. So sind wir am 28. August zum Publikum des «Stücks» in der Fassung Tim Krohns geworden.

Das «Gran teatro del mundo», das bedeutendste spanische Barockdrama von Calderón de la Barca, wurde erstmals 1924 auf dem Klosterplatz in Einsiedeln aufgeführt. Im «Grossen Welttheater» ist nach antikem Vorbild das menschliche Leben Schauspiel und die Welt Bühne. Der «Autor», Gott, setzt die Welt auch als Regisseur ein und teilt den Spielern ihre Rollen zu: «König», «Reicher», «Bauer», «Schönheit», «Weisheit», «Armer» und «Kind». Wie die Spieler ihre Rollen versehen, ist nicht vorgegeben, denn ihr Wille ist frei. Die göttliche Gnade erinnert lediglich an das zu erfüllende Lebensmotto «Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, und handle gut, denn Gott ist Gott.» Am Anfang des Spiels überreicht die «Welt» die Requisiten, am Ende nimmt sie sie wieder ab und zeigt dem Spieler auf, ob er seine Rolle vollführt oder verfehlt hat. Danach öffnet sich eine erhöhte, himmlische Bühne. Der «Autor», Gott, erscheint mit Kelch und Hostie und zieht den Bettler und die Weisheit zu sich empor, die Reuigen kommen ins Fegefeuer, der reuelose Reiche wird verdammt.

In der Interpretation Tim Krohns spielt «das Stück» «einige Jahre in der Zukunft» in einem Zeitalter, das – wie angedeutet – vergehen und wieder neu entstehen wird. Gott und «Welt» treten nicht mehr auf. Die Schauspieler auf der Bühne jedoch haben sich nicht gross geändert: ein Politiker, ein reicher Industrieller, eine Bauernfamilie, ein Traumpaar, eine «Spitzensportlerin», ein «Penner», weise und unweise Menschen ... Sie wollen ihr Leben optimieren. Mit Hilfe moderner Technik und Genmanipulation scheinen Schönheit, Gesundheit, Perfektion, Erfolg und Glück machbar, aber auch käuflich geworden zu sein. Die Devise «Tue recht, denn Gott ist Gott» gerät auf Schrifttafeln durcheinander. Der «Penner» widersetzt sich dem allgemeinen Trend, «Pater Clemens» ermahnt: «D’Fähler z gseh, mit nä z lebä und über sie z siigä, das macht dr rächtschaffeni Mänsch us.»

So haben die Schülerinnen und Schüler das Leben als ein Theaterstück erfahren, in dem vieles organisierbar, aber auch vieles unvorhersehbar und unbeeinflussbar ist. Das Einsiedler Welttheater hat den Schülerinnen und Schülern die Augen geöffnet für grundlegende theologische und ethische Fragen, wie z.B. inwiefern ein Mensch über sein Leben allein bestimmt, inwiefern ein Gott oder Göttliches Einfluss nimmt und welche ethischen Regeln fürs Zusammenleben hilfreich sind.

Dr. Christine Stuber
 



Theologie auf der Bühne: Das Einsiedler Welttheater
Theologie auf der Bühne: Das Einsiedler Welttheater
Theologie auf der Bühne: Das Einsiedler Welttheater (Foto: Judith Schlosser, Gockhausen)
Theologie auf der Bühne: Das Einsiedler Welttheater (Foto: Judith Schlosser, Gockhausen)
Theologie auf der Bühne: Das Einsiedler Welttheater (Foto: Judith Schlosser, Gockhausen)
Theologie auf der Bühne: Das Einsiedler Welttheater (Foto: Judith Schlosser, Gockhausen)
Theologie auf der Bühne: Das Einsiedler Welttheater (Foto: Judith Schlosser, Gockhausen)
Theologie auf der Bühne: Das Einsiedler Welttheater (Foto: Judith Schlosser, Gockhausen)
8 Fotos


Aufgeschaltet am 1. Oktober 2013
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Theologie auf der Bühne: Das Einsiedler Welttheater (Foto: Judith Schlosser, Gockhausen)
Fotos: Christine Stuber (Gruppenfotos) und Judith Schlosser, Gockhausen (Das Einsiedler Welttheater)