Vier externe Fachpersonen berichteten aus ihren Praxisfeldern: Der Psychiater Joseph Sachs zeigte auf, dass es manchmal gar nicht so einfach ist, eine klare Trennlinie zwischen gesund und krank zu ziehen. Einen besonderen Fokus legte er auf die Frage, ob es ethisch vertretbar sei, vorsichtshalber sechs Menschen zu verwahren, wenn statistisch gesehen nur einer davon wirklich wieder gewalttätig wird. Desweiteren kam er auch auf die Möglichkeiten und Grenzen der Therapierbarkeit von Straffälligen zu sprechen, seine Schlusspointe: „Wer nicht aus Erfahrung lernen kann, ist gefährlich“.
Der Gefängnisseelsorger Markus Giger berichtete eindrücklich, wie der Strafvollzug junge Menschen belastet. Er führte anhand von Fallbeispielen aus, dass „jeder der Jugendlichen im Gefängnis früher oder später in eine existentielle Krise gerät“. Im Gefängnis erlebe er häufig, dass Jugendliche über ihr eigenes Leben und die „grossen Fragen“ des Lebens nachzudenken beginnen und dann auch aufgestaute Emotionen zum Ausbruch kommen können.
Der Polizeipsychologe Horst Hablitz, erklärte, wie die Polizei zur Prävention und Reduktion von Gewalt beitragen kann. Insbesondere stellte er sich den vielen Fragen der Schülerinnen und Schüler und erzählte Geschichten aus dem Polizeialltag. Interessant dabei war, die Perspektive der Polizisten einzunehmen; für einmal nicht nur als ordnungshütende Instanz, sondern als Menschen, welche sehr vielen belastenden Situationen ausgesetzt sind.
Die Jugendanwältin Rosa Bieri zeigte auf, was die Strafverfolgung von Jugendlichen bringt. „Man muss die Massnahme anordnen, die hilft, dass der Jugendliche die Sachen, für die er angeklagt wurde, in Zukunft nicht mehr macht. Nicht alle Jugendlichen brauchen das Gleiche“, erklärte sie. Gewisse Jugendliche bräuchten Strafen, andere zum Beispiel eine Platzierung in einer Pflegefamilie.
Der Pavillon im Eingangsbereich gab ergänzend Einblicke in den Alltag jugendlicher Straffälliger im Jugendheim Aarburg und die abschliessende Podiumsdiskussion zeigt auf, dass ein multiperspektiver Zugang zu einem Thema sehr bereichernd ist.
Martin Zürcher