Rund 30 Schülerinnen und Schüler der Kantonsschulen Aarau, Baden, Wettingen und Wohlen reisten zusammen mit drei Lehrern über Auffahrt nach Belgien.
Auf der Hinreise nahm die Polizei in Arlon ihren Auftrag sehr Ernst und entfernte den vermeintlich herrenlosen Koffer eines Schülers aus dem Zug. Zwei Tage später konnte er nach langen Bemühungen in Brüssel abgeholt werden. Abgesehen davon verlief die Reise ohne Pannen.
Die Führung in Löwen führte am ersten Tag zum letzten Beginenhof. Die letzte Beginen-Schwester war gerade in den letzten Tagen verstorben. Inzwischen sind in den klösterlichen Gemächern Studentenwohnungen, die wegen der Missionstätigkeit der Jesuiten in China heute von vielen chinesischen Studenten benutzt werden. Den Abschluss bildetete eine Andacht am Grab des grossen Missionars Pater Damian in der Krypta, dessen Leben zuvor in einer Filmvorführung vorgestellt wurde.
Am Nachmittag führte ein langer Spatziergang an den Rand der Stadt zum Haus eines pensionierten Priesters, der lange in der Mission in Brasilien tätig war. Er hat nun in seiner Heimat sein Haus für Sans Papiers geöffnet, die eindrücklich von ihrer Situation berichteten. «Früher war ich als Missionar im Ausland, heute kommen die Ausländer zu mir», meinte er lakonisch. In Löwen spricht man holländisch, die Stadt ist aber nicht calvinistisch. Dieser Teil von Belgien stand lange unter spanischer Fremdherrschaft: südliche Lebensfreude entdeckten die Reiseteilnehmenden v.a. am Abend.
Ein Höhepunkt war die Begegnung mit dem international anerkannten Künstler Kris Martin an seinem Wohnort in Gent. Er hatte im letzten Frühling eine grosse Ausstellung im Kunsthaus Aarau und ist im Moment beschäftigt mit einem Projektauftrag für Kunst am Bau am Ort des kürzlich gesprengten Hochhauses in Aarau. Er führte zu seiner Inspirationsquelle dem Flohmarkt und verteilte allen ein 1-Euro Stück mit dem Auftrag, damit was zu kaufen: Die Ausbeute war eindrücklich und so hatte jeder ein Souvenir aus seiner Stadt. Fachkundig stellte der den berühmten Genter-Altar von Van Eyck und sein Kreuz auf der St. Bavo Kathedrale vor, wobei ein Besuch im Turm wegen nistenden Vögeln nicht möglich war.
Die andere Hälfte machte sich bereits auf nach Louvain-la-Neuve, um den Missionar von Studenten für Christus, einer überkonfessionell, freikirchlich-christlichen Studentenbewegung über die Neuevangelisierung Europas aufklären zu lassen. Am Nachmittag stand für alle eine interessante Begegnung mit Ethik-Professor Walter Lesch an der Uni des in den 70er-Jahren aus dem Boden gestampften Retortenstadt zum Thema: «Sprachenstreit und Religionen in Belgien» mit einer Filmvorführung auf dem Programm. Eindrücklich, welche Kräfte ein solcher Sprachenstreit (diesmal kein religiöser Konflikt) entfachen kann!
Zum Abschluss reiste die Gruppe am dritten Tag nach Brüssel, um sich von Jonas Projer, dem Korrespondenten des Schweizer Fernsehen SRF, im EU-Parlamentsgebäude über das Bild der Schweiz in Europa, bzw. das Bild von Europa in der Schweiz zu informieren. Der harte Kern schliesslich liess sich am Sonn-tagmorgen in der von viel afrikanischem Gesang begleiteten Messe der International Parish der Uni erfreuen.
Martin Zürcher